c) Infektionskrankheiten, durch Bakterien verursacht
Die Brucellosen kommen in Form der Bang-Krankheit oder des durchweg schwerer verlaufenden Maltafiebers vor. Beide Infektionskrankheiten zeigen einen oft über viele Jahre sich hinziehenden Verlauf mit immer wieder, manchmal nach langen Pausen auftretenden Fieberwellen, die ihren Ausgang von ruhenden Herden in den Organen nehmen.
Übertragungsmodus: Durch direkten Kontakt mit
kranken Tieren (Ziege, Rind, Schaf) oder durch Aufnahme infizierter,
vom Tier stammender Nahrungsmittel. Eintrittspforte sind die
unbekleidete Haut, aber auch die Konjunktiven, der Magen-Darm-Kanal,
ausnahmsweise die Luftwege. Alimentäre Infektion erst nach massiver
oder wiederholter Keimzufuhr.
Inkubationszeit: Bang-Krankheit 5-30 Tage, Maltafieber
2-4 Wochen und länger.
Folgen: Die häufig zu Dauerschäden führenden
Komplikationen können fast alle Organe betreffen. Genannt seien:
Endokarditis mit nachfolgenden Klappenfehlern, Myo- und selten auch
Perikarditis; Absterben der Leibesfrucht; Hoden- und
Eierstockentzündung; Myositis, Ostitis (Wirbelsäule), Osteomyelitis,
Arthritis; Entzündungen der Harnwege einschließlich der Nieren;
Beteiligung des ZNS; Neuritiden; Thrombosen und Phlebitiden mit
Embolien; Leberschäden und Milzvergrößerung (Banti-Syndrom) mit
Übergang in Zirrhose, Blutarmut.
Übertragungsmodus: Vorwiegend durch Wasser und
Nahrungsmittel.
Inkubationszeit: 18 Stunden bis 6 Tage.
Folgen: Nierenschäden, Hornhauttrübungen infolge
Exsikkose, Herzmuskelschäden.
Übertragungsmodus: Tröpfcheninfektion durch Kranke
oder Keimträger; gelegentlich auch durch infizierte Hautläsionen.
Inkubationszeit: 2-7 Tage.
Folgen: Meist rückbildungsfähige, selten bleibende
Herzmuskelschäden; oft ausgedehnte polyneuritische Lähmungen mit
guter Rückbildungstendenz; meist ausheilende Nierenschäden.
27. Hirnhautentzündung(Meningitis epidemica; Meningokokken-Meningitis)
Übertragungsmodus: Tröpcheninfektion.
Inkubationszeit: 2-5 (1-10) Tage.
Folgen: Hirnnervenschäden, hirnorganische Störungen,
Herz- und Nierenschäden.
Meningokokkenausscheider sind bis zu zwei Jahre nach Überstehen der Infektion beobachtet worden. Rezidive sind bei entsprechender Disposition noch nach Jahren möglich.
Durch andere Bakterien (Streptokokken, Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Brucellen usw.) hervorgerufene Hirnhautentzündungen können zu den gleichen Folgen führen.
Übertragungsmodus: Tröpfcheninfektion.
Inkubationszeit: 7-14 (-21) Tage.
Folgen: Chronische Veränderungen der Luftwege; Schäden
am ZNS.
Sie sind Zooanthroponosen, die direkt durch erkrankte Tiere (Nager, Hund, Schwein) oder indirekt über deren Ausscheidungen (durch Wasser, Schlamm, verunreinigte Nahrungsmittel) übertragen werden.
a) Weil-Krankheit (Leptospirosis icterohaemorrhagiae)
Übertragungsmodus: Kontakt mit infiziertem
Rattenharn (z. B. beim Baden) durch Hautdefekte und Schleimhäute,
selten durch Rattenbiss oder durch Nahrungsmittel.
Inkubationszeit: 7-14 (2-20) Tage.
Folgen: Leberschäden, manchmal in Form einer akuten
Atrophie; chronische Nierenerkrankungen; Glaskörpertrübungen oder
Netzhautblutungen nach Uveitis; selten Schäden am ZNS.
b) Feld- oder Schlammfieber (Leptospirosis grippotyphosa)
Übertragungsmodus: Kontakt mit infiziertem Harn von
Feldmaus oder Feldhamster durch die Haut und Schleimhäute, beim
Baden oder beim Barfußgehen in sumpfiger Gegend.
Inkubationszeit: 1-2 Wochen
Folgen: Sehr selten Folgen wie bei der Weil-Krankheit.
c) Kanikola-Fieber (Leptospirosis canicola)
Übertragungsmodus: Kontakt mit infiziertem Hund.
Inkubationszeit: Etwa 14 (5-21) Tage.
Folgen: Gelegentlich Schäden an Leber, Nieren oder ZNS.
30. Rückfallfieber (Febris recurrens)
Übertragungsmodus: Durch Kopflaus, Kleiderlaus oder
Zecken.
Inkubationszeit: 5-8 (3-12) Tage
Folgen: Augenveränderungen nach Uveitis;
Nervenlähmungen, vor allem des N. facialis; zerebrale Schäden.
31. Ruhr (Bakterienruhr, Shigellosis, bakterielle Dysenterie)
Übertragungsmodus: Schmierinfektion, auch
Übertragung durch Nahrungsmittel, Wasser oder Fliegen.
Inkubationszeit: 2-3 (1-7) Tage.
Folgen: Reaktive Arthritis, Restschäden nach Uveitis,
sehr selten Herzmuskelschäden. Nach unzureichender Behandlung unter
extremen Lebensverhältnissen wurden diskutiert: Postdysenterisches
Syndrom mit Ferment- und Sekretionsstörungen; chronische
Dickdarmentzündung mit Neigung zu Geschwürsbildung und nachfolgender
Atrophie mit Narbenbildung; chronische Leberschäden; Sprue.
a) Typhus (Bauch- oder Unterleibstyphus; Typhus abdominalis)
Übertragungsmodus: Infektionsquelle sind Kranke und
Ausscheider. Übertragung auch durch Schmierinfektion, Wasser,
Lebensmittel.
Inkubationszeit: 10-14 (7-23) Tage.
Folgen: Dauerausscheidung von Erregern im Stuhl aus
den Gallenwegen und seltener auch im Urin bei zeitlich wechselnder
Erregermenge; Muskelabszesse, Knochen- und Knochenmarkentzündungen
(Wirbel); Knorpelnekrosen (Rippen) mit Fistelbildung, deren Eiter
Typhuserreger enthält; Verwachsungen in der Bauchhöhle; Thrombosen;
Störungen und Ausfälle nach Gehirn- und Nervenbeteiligung.
b) Paratyphus
Übertragungsmodus: Wie bei Typhus.
Inkubationszeit: 3-7 (1-14) Tage.
Folgen: Bei der häufigeren typhösen Verlaufsform
können Komplikationen wie beim Abdominaltyphus auftreten, nur
wesentlich seltener.
Bei der gastroenteritischen Verlaufsform Folgen wie bei der Lebensmittelvergiftung.
33. Enteritis infectiosa ("Lebensmittelvergiftung")
Hervorgerufen durch verschiedene, meist bakterielle Erreger (z.B. Escherichia coli, Enteritissalmonellen, Campylobacter, Yersinia enterocolitica, Staphylokokken). Akute Enteritiden sind häufig virusbedingt. Insbesondere bei Yersinien: Reaktive Arthritiden.
Übertragungsmodus: Vorwiegend durch kontaminierte
Lebensmittel, seltener durch Schmierinfektion. Ausscheider.
Inkubationszeit: 8-48 Stunden.
Folgen: Bei Salmonellosen: Länger anhaltende
Erregerausscheidung wie beim Typhus möglich, meist aber nur Monate,
höchstens Jahre anhaltend; bei Kindern und Immunsuppremierten sehr
selten Osteomyelitis.
Übertragungsmodus: Tröpfcheninfektion,
kontaminierte Nahrungsmittel, besonders Milch und Speiseeis.
Inkubationszeit: 3-5 (1-8) Tage.
Folgen: Chronische Mittelohrentzündung,
Innenohrschwerhörigkeit; Glomerulonephritis mit Übergang ins
chronische Stadium; Herzmuskelschäden, Herzklappenfehler. Bei
toxischen Verlaufsformen sehr selten ZNS-Schäden. Bei
Skelettinfektion selten periphere Fazialisparese.
Übertragungsmodus: Kontakt mit kranken wildlebenden Nagern, direkt durch Bissverletzungen, beim Häuten und Zerlegen oder Genuss nicht genügend erhitzten Fleisches, indirekt durch Stechmücken, Wanzen, Zecken.
Je nach Eintrittspforte kutano-glanduläre, okulo-glanduläre, pulmonale, enterale Form.
Inkubationszeit: 2-4 (1-12) Tage).
Folgen: Brustfell- oder Bauchfellverklebungen nach
Pleuritis bzw. Peritonitis; Restschäden nach Beteiligung des ZNS;
Sehstörungen bis zur Erblindung durch Hornhautschäden nach
Bindehautentzündung. Rückfälle werden beobachtet. Bei der pulmonalen
Form selten Lungenfibrome und Verkalkungen.
Übertragungsmodus: Wundinfektion.
Inkubationszeit: Durchschnittlich 8-12 Tage, aber auch
nur 4 Tage oder mehrere Monate. Noch nach Jahren können Erkrankungen
bei operativer Entfernung von Fremdkörpern oder bei
reaktiv-entzündlichen Veränderungen in deren Umgebung auftreten
(Spättetanus).
Folgen: Muskelrisse, Verrenkungen, Knochenbrüche im
tetanischen Krampfzustand; Thrombosen; Neuritisfolgen.
37. Borreliose (Lyme-Borreliose)
Übertragungsmodus: Stich infizierter Zecken.
Inkubationszeit: 3-32 Tage.
Folgen: Restschäden am ZNS, Fazialisparese,
Herzmuskelschäden, chronische Arthritis.
Übertragungsmodus: Aerogen. Gefährdet sind
insbesondere ältere und immundefiziente Personen. Das Reservoir der
Legionellen kann Wasser in Klimaanlagen, Duschen usw. sein.
Inkubationszeit: 2-10 Tage.
Folgen: Chronische Krankheiten des Bronchialsystems.
Übertragungsmodus: Überwiegend durch
Sexualkontakte, selten durch Blut und Blutprodukte sowie vor oder
während der Geburt.
Inkubationszeit: Meist nach 2 bis 5 Wochen
(ausnahmsweise 10 Tagen bis 10 Wochen) Auftreten des Primärstadiums.
Übergang in das Sekundärstadium 4 bis 8 Wochen nach dem
Primärstadium (bei nicht-sexuellem Übertragungsweg Überspringen des
Primärstadiums möglich).
Folgen: Insbesondere nach unzureichender Therapie nach
erneuter Latenz von Jahren bis Jahrzehnten Spätsyphilis (Tertiär-/Quartärstadium),
z.B. granulomatöse (gummöse) Entzündung innerer Organe, Mesaortitis
luica, Tabes dorsalis, Paralyse. Bei Syphilis connata
Fruchtschädigung.
Übertragungsmodus: Sexualkontakte.
Inkubationszeit: 2-7 Tage.
Folgen: Strikturen der ableitenden Harnwege und der
Genitalorgane, Sterilität, selten Folgen von Meningitis, Arthritis,
Endokarditis, Peritonitis.