d) Infektionskrankheiten, durch Pilze verursacht
41. Durch Pilze hervorgerufene Infektionskrankheiten haben zunehmend an Bedeutung gewonnen. Hierzu gehören insbesondere die Candidiasis (Moniliasis, Soor), seltener die Histoplasmose, Kokzidioidomykose, Blastomykose. Allgemeininfektionen mit Candida albicans können Ausdruck einer allgemeinen Abwehrschwäche (z.B. bei HIV-Infektion und bei Tumoren) und auch die Folge langdauernder Behandlung mit Antibiotika und Kortikosteroiden sein.
e) Infektionskrankheiten, durch Protozoen verursacht
42. Invasive Amoebiosis (Amöbenruhr, Amöbenleberabszess)
Übertragungsmodus: Sie wird vorwiegend in warmen
Ländern erworben. Ansteckung geschieht durch Zysten. Verbreitung der
Zysten durch verseuchtes Wasser, nicht aufbereitete Lebensmittel,
Fliegen oder auf der anal-oralen Route. Zysten und Minutaformen der
Entamoeba histolytica rufen keine Krankheitserscheinungen hervor. Es
gibt pathogene und nicht-pathogene Stämme. Bei pathogenen Stämmen
ist die Umwandlung in die sogenannten Gewebsformen des Erregers (Magnaform)
möglich; sie kann durch Darmstörungen verschiedenster Art verursacht
werden und zur typischen Geschwürsbildung führen.
Inkubationszeit: 1 Tag bis 4 Wochen.
Folgen: In unzureichend behandelten Fällen Kolitis,
auch mit zahlreichen Geschwüren, Ausheilung unter Narbenbildung mit
Atrophie der Schleimhaut; Amöbome; Dauerausscheidung von Zysten im
Stuhl. - Noch nach Jahren kann ein Leberabszess (Lebernekrose)
auftreten, seltener kommt es zu ähnlichen Veränderungen in anderen
Organen, z.B. in der Lunge.
43. Lambliasis (Giardiasis, früher Lamblienruhr)
Übertragungsmodus: Wasser, Nahrungsmittel, durch
Fliegen.
Folgen: Bei unzureichend behandelten Fällen
chronisch-rezidivierende Durchfälle.
Übertragungsmodus: Übertragung durch kleine
Sandfliegen (Phlebotomen) von Mensch zu Mensch oder von Tier (Hund,
Nager) zu Mensch. Vor allem in Ostasien, aber auch in anderen warmen
Ländern (auch Mittelmeergebiet) vorkommend.
Inkubationszeit: 2 Wochen bis zu mehreren Monaten,
selten Jahre.
a) Kala-Azar (Leishmaniasis visceralis)
Folgen: Längere Zeit nach Überstehen der Krankheit auftretendes Hautleishmanoid in Form sehr lange bestehender Knötchen, vor allem im Gesicht; sehr selten Defekte der Haut nach Noma und Narben nach Abszessen. Spätrezidive trotz Behandlung möglich.
b) Hautleishmaniase
Folgen: Die Hautleishmaniase des Mittelmeergebietes (Orientbeule) ist harmlos und heilt meist von selbst unter Narbenbildung aus. Besonders Hautleishmaniasen südamerikanischer Herkunft können progressiv gewebszerstörend sein.
Die verschiedenen Malariaarten (Tertiana, Quartana, Tropika) sind durch Protozoen der Gattung Plasmodium verursachte fieberhafte Infektionskrankheiten. Eine Malaria heilt, ohne Neuansteckung, meist bald aus, die Tropika in weniger als einem Jahr, die Tertiana in etwa drei Jahren; bei der Quartana kann das Auftreten von Parasiten im Blut noch nach Jahrzehnten ohne klinische Erscheinungen beobachtet werden. Die Diagnose kann nie allein aus noch so bezeichnenden klinischen Symptomen (Fieberverlauf, Milzschwellung usw.) oder dem Erfolg der eingeleiteten spezifischen Behandlung gestellt werden, sondern nur durch den Nachweis der Erreger, der während des Anfalls im dicken Tropfen gelingt und auch noch Tage nach dem Anfall möglich ist.
Übertragungsmodus: Durch den Stich der infizierten
Anophelesmücke.
Inkubationszeit: Je nach Erregertyp sehr
unterschiedlich (mindestens 7 Tage). Die Tertiana kann oft erst
viele Monate nach dem Verlassen des verseuchten Gebietes zum
Ausbruch kommen (lange Latenz, vor allem nach Chemoprophylaxe).
Folgen: Sie sind relativ selten und treten überwiegend
bei der lebensbedrohlichen Tropika auf. Zerebrale Störungen,
Herzmuskelschäden, Nierenschäden. Bei der Tertiana auch
Sehstörungen, bis zur Erblindung, durch Hornhautnarben nach einem
Herpes corneae.
Die Toxoplasmainfektion ist von der postnatalen und der konnatalen Toxoplasmose zu trennen.
Übertragungsmodus: Bei Säugetieren und Vögeln weit
verbreitete Infektion. Ansteckung über rohes oder nicht genügend
erhitztes Fleisch (vor allem von Schwein oder Schaf) oder durch mit
Katzenkot kontaminierte Nahrung (Salat, Rohkost), auch bei
Gartenarbeit.
Außerdem gibt es die diaplazentare Übertragung bei Erstinfektion von
Schwangeren.
Inkubationszeit: 9 Tage und länger.
Folgen: Mentale Retardierung mit der klassischen Trias
der konnatalen Toxoplasmose: Hydrozephalus, intrazerebrale
Verkalkungen, Chorioretinitis. Die postnatal erworbene Toxoplasmose
heilt in der Regel aus. Schäden an ZNS, Herz oder Augen sind extrem
selten. Bei Immundefekten, insbesondere bei HIV-Infektion, ist vor
allem eine Enzephalitis möglich.
f) Infektionskrankheiten, durch Würmer verursacht
47. Schistosomiasis (Bilharziose)
Infektion mit den Saugwürmern der Gattung Schistosoma.
Übertragungsmodus: Kontakt mit zerkarienhaltigem
Wasser.
Inkubationszeit: 15-50 Tage.
Folgen: Je nach Organbefall: z. B. Blasenkarzinom,
Nierenschäden, Polyposis und Stenosen des Darmes, Dickdarmkarzinom,
Fibröse der Leber, portaler Hochdruck, bei Frauen Sterilität.
Infektion mit der Larve des kleinen Fuchsbandwurms (Echinococcus multilocularis).
Übertragungsmodus: Orale Aufnahme von
Fuchsbandwurmeiern (z.B. mit Waldfrüchten).
Diagnose oft erst nach Jahren.
Folgen: Fortschreitende Zerstörung der Leber durch
infiltratives Wachstum der Wurmlarve; andere Lokalisationen sind
selten.
Infektion durch die Larve des Hundebandwurms.
Übertragungsmodus: Orale Aufnahme von
Hundebandwurmeiern.
Diagnose oft erst nach Jahren.
Folgen: Zysten in Leber, Nieren oder Lunge, selten in
anderen Organen, Gefahr der Zystenruptur mit Schocksyndrom.